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Erfahrungsbericht eines Lagelner Stammzellenspenders

Auf der Habenseite des Lebens...

Wilfried Pingel aus Langeln anfang Mai bei seiner Stammzellenspende in Dresden

Hallo, ich bin Wilfried Pingel, wohnhaft in Langeln und im Mai 2015 Stammzellspender geworden. 1995 habe ich bei einer Registrierungsaktion der DKMS in Sparrieshoop teilgenommen. Nach 20 Jahren in der Spenderkartei hat es nun geklappt.
Das Finden eines „genetischen Zwillings“, das heisst die Suche nach Menschen, deren Gewebemerkmale annährend identisch sind gleicht der Suche einer Stecknadel im Heuhaufen. 10.000 bekannte Gewebemerkmale lassen Abermillionen Kombinationen zu. Dennoch ist es durch die Vernetzung der vielen weltweiten Registrierungssysteme Spender und Emfänger zusammenzubringen.
Doch den ersten Schritt muss jeder selbst tun und sich registrieren lassen! Derzeit sind ca. 5 Mio. Bundesbürger bei der DKMS registriert. Bei rund 45 Mio. Bundesbürgern, die Stammzellspender sein könnten,  ist noch viel Luft nach oben, oder?  ...

Dreimal wurde ich seit der Registrierung von Seiten der DKMS angefragt, zweimal hat es dann doch nicht gepasst. Anders im Herbst 2014. Nach einer erneuten Voranfrage, bekam ich im Dezember das Blutentnahmeset, mit dem ich zu meinem Hausarzt gehen sollte. Termin beim Hausarzt, Kurierdienst für die Blutproben usw. wurden von der DKMS organisiert. Parallel musste ein umfangreicher Fragebogen beantwortet werden. Vom ersten Moment an wurde einerseits die professionelle Organisation und anderseits die individuelle Betreuung meiner Anliegen durch die DKMS deutlich.  
Der nächste Schritt war die Voruntersuchung im Entnahmezentrum in Dresden Anfang April 2015 durch die Cellex Medical Services(CMS). Die Untersuchung beginnt  morgens um 8 Uhr, daher war die Anreise den Abend vorher notwendig. Normalerweise fährt man mit dem Auto 5 Stunden, tatsächlich sind durch Verkehrsdichte, Baustellen und Unfällen eher 6 – 7 Stunden geworden. Die Unterbringung im Hotel war top.
Kosten entstehen keine. Selbst der Verdienstausfall wird ersetzt. Jedem Spender ist es frei gestellt, auf einen Teil der Kostenerstattung zu verzichten. Dieses Geld fließt dann wieder zurück zur DKMS, um zum Beispiel wieder die Neuregistrierungen zu finanzieren.    
Nach 4 Stunden sehr intensiver Untersuchung (Körper, EKG, Sonographie, Blut) wurde mir ein guter „Allgemein- und Ernährungszustand“ attestiert. Anschließend folgt ein ausführlicher schriftlicher Bericht. Außerdem wurde mir die Stammzellentnahme(-apherese) sowie die Räumlichkeiten gezeigt und erklärt.
Die Apherese (Stammzellentnahme) wurde für den 04. + 05. Mai festgelegt. Dieser Termin ist abgestimmt mit dem Empfänger, d.h. spätestens jetzt sollte klar sein, dass es mit der Vorbereitung des Patienten auch für den Spender kein unbegründetes Zurück mehr gibt, da ein vorbereiteter Patient ohne anschließender Stammzellübertragung keine Überlebenschance mehr hätte!  
Fünf Tage vor dem Termin beginnt die Vorbereitung durch das Spritzen eines Memdikamentes, um die Stammzellproduktion anzuregen. Keine große Sache. Man spritzt sich, ähnlich einer Thrombose Spitze, den Wirkstoff  in eine Bauchfalte. Nebenwirkungen können, müssen aber nicht auftreten. Bei mir waren es Glieder- und Knochenschmerzen, die ich zwei Tage mit Schmerzmitteln abpuffern musste. Ansonsten war ich nur ein wenig schlapp. Arbeit und sonstige Aktivitäten waren problemlos möglich.
Dann ging es auf nach Dresden zur peripheren Stammzellentnahme. Die Dauer der Entnahme hängt mit dem Anforderungsprofil des Empfängers und der „Abgabebereitschaft“ des Spenders zusammen. Einige Spender sind nach 3 Stunden fertig, andere können bis zu 2 Tagen brauchen. Da bei mir von vornherein das Anforderungsprofil des Empfängers hoch war und die Stammzellen zusätzlich eingefroren werden sollten, mussten zwei Tage angesetzt werden. Den ersten Tag verbrachte ich 5 Stunden, den zweiten Tag 3 Stunden am “Gerät”.  Dabei wird das Blut im “Gerät” zentrifugiert und die Stammzellen entnommen. Für den Spender fühlt es sich an wie bei einer Blutspende. Nach einer Erholungsphase bin ich am zweiten Tag nach Hause gefahren. Anschließend  war ich noch zwei Tage etwas „matschig“.
Am Donnerstag, also zwei Tage nach der Apherese, erhielt ich einen Anruf von DKMS, dass die Stammzellen wohlbehalten in Kanada angekommen sind und einem 43 jährigen Empfänger übertragen werden konnten!!
Neben der Darstellung des rein technischen Ablaufs noch ein paar Anmerkungen, die emotionale Seite betreffend. In jeder Phase des doch aufwendigen Verfahrens fühlte ich mich von DKMS und der ausführenden CMS optimal betreut. Das Personal bei CMS war aufmerksam und engagiert. Auch die anderen Spender waren sehr motiviert. Selbst das Hotelpersonal schien über die Hintergründe einer Stammzellspende vertraut zu sein. Dresden selbst mit seiner Geschichte, den liebevoll hergerichteten historischen Gebäuden und den kurzen Wegen bietet Abwechslung, Information und Erholung gleichermaßen. Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt.
Stammzellspende ist für den Spender mit Aufwand und kleineren Unannehmlichkeiten verbunden. Am Ende bietet sie aber die einmalige Chance, direkt ein Leben zu retten. Das ist doch etwas, das jeder auf der Habenseite seines Lebens verbuchen sollte. Also lassen sie sich bitte am 30.05. 2015 in Alveslohe registrieren!   

Wilfried Pingel

Langeln, 24.05.2015
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